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Wir stehen natürlich in Kontakt mit Continental Deutschland und Indien : Deutschland verweist auf die Zuständigkeit der indischen Kollegen, deren Unterstützung sich bisher in der Übersendung von Formularen zur Schadensbeschreibung sowie der Anforderung von Fotos erschöpft ! Und es ist Wochenende ! Und bisher hat Conti keine der beiden grundlegenden Fragen beantwortet :
 
Haben wir überhaupt tatsächlich originäre Conti-Reifen erworben ? Das lässt sich anhand der übermittelten DOT-Nummern wohl ratzfatz feststellen !
 
Ist der Händler in Lahore tatsächlich "Authorisierter Fachhändler" oder schlicht ein Betrüger, der unter dem Conti-Logo fakes "Made in China" verhökert ? Lässt sich anhand der von uns ebenfalls übermittelten Dokumente auch recht schnell überprüfen -
und sollte Conti eigentlich auch ernsthaft interessieren !
 
Wie dem auch sei : Bei der Auswahl einer Marke sind (insbesondere bei Sicherheitsrelevanz) 2 Punkte entscheidend :
 
 - Qualität und Verlässlichkeit des Produktes
 - Qualität und Engagement des AfterSale- Service/TroubleShooting
 
In Beidem verdient sich Continental gerade eine glatte 6 !!!
 
Zurück auf Los : wir fliegen Michelins aus Deutschland ein, Continental kommen uns nie wieder auf die Felgen !
                       (Hätten wir uns bloss unsere alten Reifen als doggy bag mitgeben lassen ....)
Es brodelt und stinkt und beim Anblick der Schweine rechts aussen beschliessen wir ad hoc, statt Schnitzel mal wieder Hähnchenbrust zu kaufen - immerhin mit 3 Flaschen Whisky und einem Karton Bier ! Und morgen geht´s weiter !
Sonipat sieht wohl nicht viele Fremde, der obige Müll-überlaufcontainer steht im Stadtzentrum und dieser (ehemalige) Fluss schlängelt sich ebenfalls durch dieses,  ganz wie die Aa durch Münster ....
Wir müssen also irgendwo einkaufen, insbesondere Alkohol !!!
Rundherum gibt es fussläufig - NICHTS ! Bis zum nächsten Städtchen sind es schlappe 12 km, also TukTuk ! Die natürlich nur da sind, wenn man sie NICHT braucht (s.Kambodscha !), aber nach einiger Zeit können wir auf dem Highway doch eins stoppen und wir landen hier :
Der Manager tobt in´s Telefon, der Fahrer wartet deppert grinsend noch eine Weile, ob das Problem sich nicht doch irgendwie indisch von alleine löst - und wir richten uns auf weitere Tage an diesem freundlichen Ort ein, denn sonntags tut sich auch in Indien nichts. Und da, wenn man erst einmal in´s Klo gegriffen hat, eins zum anderen kommt, entpuppt sich das Restaurant als vegetarisch und alkoholfrei !!!
Wo doch Filetsteak und ordentliche Weinkarte als kleines Trostpflaster nicht wirklich unangemessen gewesen wären !
            ODDERRRRR ? (das ist schweizerisch!)
Weder der Fahrer noch irgendeiner der herumstehenden sonstigen indischen Experten kann uns erläutern, wie wir auf diese Lade-fläche kommen sollen, zumal weder Rampe noch irgendwelche (evtl. sogar tragfähigen) Bohlen an Bord sind ! Hätte Herrn Flott aber schon gereizt, mit einem Hebel von rund 3 Metern und unseren 9 Tonnen die TATA-Front ein wenig gen Himmel zu wippen - was tut man nicht alles zum Ergötzen seiner geschätzten Leserschaft !!
Und der Manager macht und telefoniert und verkündet die frohe Botschaft : am nächsten Morgen (Samstag) zwischen 7 und 8 Uhr kommt ein Transporter ! Gut, wir freuen uns, wissen auch, dass gemäss IST (Indian Strechable Time) kaum mit pünktlicher Ankunft zu rechnen ist - trotzdem wird der Wecker auf 6 Uhr gestellt, Herr Flott kocht wie jeden Morgen Kaffee, wir frühstücken .... und warten .... und mit nur 5-stündiger Verspätung kommt dieses Gerät :
 ... als unfassbares, aber typisch indisches Dreckloch !!
Aber der Hotelmanager dieses FUN-Restaurants ist mal wieder unglaublich hilfsbereit. Wir haben als Resümee unseres eingetre-tenen technischen Status ( 2 nagelneue, aber im Zweifel nicht verlässliche Conti auf der Hinterachse; ein 17 Jahre alter, aber im Zweifel verlässlicher Michelin rechts vorne; ein neuer, aber einfach geflickter Conti links vorne; ein neuer, einfach geflickter, aber zweifach gerissener Conti als Ballast; ALSO : mehrere Schwachstellen, aber 0 Reserven) beschlossen, keinen Meter mehr zu fahren - ein Tieflader soll uns die restlichen 100 km zu MAN transportieren, muss in einem Land mit Atombombe doch gehen !
Und so stehen wir nun hier 50 km vor Delhi, 20 m rück-wärts von diesem Kamerastandort tobt der Verkehr 24 h auf 6 Spuren und was aus dieser Perspektive wie eine kleine, nette Palmenoase aussieht, entpuppt sich von der diametralen Diagonalen aus gesehen ....
Es ist mittlerweile sehr später Nachmittag, wir wollen wenigstens noch ein klein wenig netter stehen und rollen pianissimo mit Tempo 40, als nach 25 km der geflickte Conti, der uns doch durch ganz Indien tragen sollte, an der gleichen Stelle, aber nun in die Lauffläche hinein reisst ! Und ein drittes Mal haben wir Glück im Pech :
wir schaffen es noch bis auf einen befestigten Hotelpark-platz, die letzten 15 Meter zwar luftlos, aber weitere Reifenschäden interessieren wirklich nicht mehr. Und gut, dass wir auch den zweiten kaputten Continental haben flicken lassen : nun kann Herr Flott wenigstens noch einmal radwechseln, das dritte Mal in 2 Tagen, die Oberarme bekommen wieder erste Muskeln ! So können wir uns im Dunkeln auf ein halbwegs erträgliches Fleckchen tasten -
und Vergnügungssteuer ist auch nicht angefallen !
Am nächsten Morgen geht´s nur fast frohgemut weiter : wir haben immerhin kein Reserverad mehr und der aufgewechselte Michelin ist nun auch schon 17 Jahre alt und war auf dem Dach harter UV-Strahlung in richtigen Höhen sowie Temperaturen von -20 bis geschätzt über +80 Grad ausgesetzt ! Also piano mit Tempo 50-70 - und nach nur 200 km wieder Peng ! Diesmal vorne links, Continental Nummer 2 ! Ungläubig/Fassungslos retten wir uns auf eine Tankstelle : Das Schadensbild ist identisch und während wir noch rätseln, wie es nun weitergehen kann, kommen die nächsten hilfsbereiten Inder in´s Spiel . Auch vor dieser Tanke hat sich eine Reifenreparaturfachwerkstatt installiert : die anscheinend standardisierte Abdichtung mit Anfräsen von innen und aufvulkanisiertem Heavy-Duty-Flicken mit der Versicherung, nun ohne weiteres ganz Indien bereisen zu können, veranlasst Herrn Flott, auch den anderen Conti vom Dach zu holen und der gleichen Prozedur zuzuführen - besser als platt !
Aber es hätte ja durchaus auch schlimmer kommen können ! Ein echter Reifen-ZERplatzer hätte uns wohl auch in´s Schleudern bringen können - bei diesen Verkehrsverhältnissen dann ggf. wohl mit gravierenderen Schäden !!
Als erste Randbilanz ist anzumerken : der Inder ist zwar (nervig !) neugierig, aber auch sehr hilfsbereit : der Herr mit dem grünen Turban hat eifrig gehol-fen, die Radmuttern aufzuschrauben, Herrn Flott dabei nur unwesentlich gestört und erwartet als kleine Belohnung lediglich - natürlich ein selfie !!
Etwas sightseeing in Lahore, Ausreise nach Amritsar/Indien, dort 3 Tage Aufenthalt (Goldener Tempel) und dann weiter nach Delhi zur MAN-Werkstatt wegen Service - so der Plan. Nach 300 km auf der 6-spurigen Hauptverkehrsachse zwischen Amritsar und Delhi im hektisch-idiotischen indischen Chaosverkehr ein explosives "Peng", Frau Hurz schreit :"Das war bei uns!" und während Herr Flott ein Parkfleckchen am Strassenrand ansteuert, wird bereits die Lenkung träge ...Und das ist das Schadensbild vorne rechts an einem nagelneuen Conti unter völlig friedlichen Betriebsbe-dingungen ! Und das ist - nur zur Erinnerung - die Aktion zum sicheren ! (Gruss an den lieben Dieter !) Radwechsel : Galgen aufbauen, Kettenwinde anbauen, Reserverad runterlassen, Rad wechseln, defektes Rad wieder rauf.
Sieht zwar etwas umständlich aus, ist aber im Vergleich zu doppelzentner-schweren Monsterradhalterungen made by Actionmobil oder Unicat geradezu zierlich - und mit Michelin-Reifen braucht man das eigentlich auch nicht !!
Und so steht unser MAN erstmalig in seinem Leben auf Conti MPT - und unser pakistanischer Freund ist über diesen Erfolg so erfreut, dass er sich nicht davon abhalten lässt, die Seitenwände mit Cola-Wasser zu polieren, was unserem Erscheinungsbild in der ohnehin stets interessierten Öffentlichkeit gleich einen noch höheren Auf-merksamkeitswert verschafft ! Und wir sind auch recht erfreut...
Also dann : eigentlich wollten wir nicht nach Lahore und Continental ist auch nicht die favorisierte Marke, aber als Alternative bliebe nur der deutlich teurere Luftfrachtimport nach Delhi, denn in Indien gibt es unsere Grösse definitiv nicht und die von uns für dieses Land geplante 20-30000 km lange Rundtour machen unsere alten nicht mehr mit.
Das werden aber Contis "Made in Germany", noch dazu überwiegend auf Asphalt, wohl mindestens schaffen, denkt sich Herr Flott, und in Südafrika wird dann halt noch mal gewechselt, bevor die Einsatzbe-dingungen wieder ernsthafter werden...
Kauf auf Rechnung mit Continental-Logo zu einem akzeptablen Preis, Montage noch in der Nacht unter Feldbedingungen in dieser Fachwerk-statt am Busbahnhof, wo die Reisebusse im Viertelstundentakt wie in der Formel 1 zum Boxenstopp vorfahren, Rad runter, Reifen ge-wechselt, ab auf die Piste, die Fahrgäste steigen noch nicht mal aus !
Aber dann in Pakistan, 3 Tage vor der geplanten Ausreise, eine nette Zufallsbekanntschaft "on the road" : eine pakistanische Reisegruppe im Minibus, wie alle in diesem Land versessen auf ein "selfie,selfie" mit uns, einer von ihnen beguckt sich hoch interessiert unsere Reifen und stellt sich mit der berechtigten Feststellung "Ihr braucht wohl bald neue!" als professioneller Reifenhändler vor ! Und ja, unsere Grösse kann er in Lahore beschaffen, sogar mit Off-Road-Profil ! Zwei Tage später die mail-Bestätigung : ja, war zwar schwieriger als gedacht, aber nun hat er einen offiziellen Continental-Händler gefunden...
Nach nunmehr knapp 80.000 km auf unseren wunderbaren Michelins wurde es allmählich wirklich Zeit für einen Satz neue Reifen, natürlich vorzugsweise Austausch 1:1 ! Wissend um die Schwierigkeit der Ersatzbeschaffung in diesem Teil der Welt hatten wir schon seit Laos im Netz recherchiert und an dutzenden Läden am Wegesrand gestoppt, sobald sich ein Anfangsverdacht auf einen eventuellen Zufallstreffer ergab...
Die heisseste info bekamen wir in Thailand : angeblich Reifen in unserer Grösse in Bangkok ! Leider erfuhren wir dieses erst einen Tag vor unserer Ausreise nach Myanmar, die sich wegen der terminlich bereits im Detail festliegenden/genehmigten Route definitiv auch nicht mehr verschieben liess ...
 Gestrandet !!!
 12.11.2017